Großfahrten der Jungenschaft Grunbach

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Bericht für die Großfahrt 2012 nach Lipnosee

Horní Planá in Tschechien Karte


Mächtige Reise zum Kuckuck – und mächtig viel Wasser

Großfahrt der Jungenschaft Grunbach 2012

Remshalden / Horni Plana (csr). 33 Jungenschaftler aus Grunbach sind am 11. August nach zweiwöchiger Expedition aus Horni Plana in Tschechien zurückgekehrt. Die 27 13- bis 17-jährigen Jugendlichen waren dort mit ihren sechs Betreuern auf dem Campingplatz „Der Kuckuck“ am Ufer des Lipno-Stausees campen. Ihr Reisemotto war „Mächtig“. Wir bekamen einen exklusiven Einblick in das sonst streng geheime Expeditionstagebuch.

Die Grunbacher Jungenschaftsgruppe war am Samstag, 28. Juli 2012, im Vereinshaus des CVJM von Vorstand Gottfried Rommel verabschiedet worden. Ein Ritual, das für die Jugendlichen Tradition bedeutet. Denn die Gruppe geht jedes Jahr auf große Fahrt. Allerdings ist es 2012 anders, das üblicherweise nächtliche Ritual findet heuer im Morgengrauen statt. Im Gegensatz zum Jahr davor, als das Ziel in Süditalien rund 1300 Kilometer entfernt lag, sind es in diesem Jahr nur knapp 500 Kilometer bis zum Lipno-Stausee in Tschechien. „Wir bemerken, dass es beinahe stilvoll ist, die Großfahrt mit dem morgendlichen Sechs-Uhr-Geläut zu beginnen.“, schreibt Jugendleiter Manuel Ilg später ins Expeditionstagebuch.

Und so erreicht die Gruppe mit ihren vier Mercedes-Sprintern gegen Mittag desselben Tages ihr Ziel in Tschechien. Voller Erwartungen, aber nicht ahnend, welche mächtigen Erlebnisse die folgenden 14 Tage mit sich bringen sollten, bauen die Jugendlichen ihre Zelte auf. Der gewählte Standort der Zelte an der tiefsten Stelle des leicht abschüssigen Campingplatzes fällt zunächst nicht als ungünstig auf.

Es folgen drei entspannte Tage mit morgendlichen Bibelarbeiten, „Morgentreffs“ genannt, Hobbygruppen, einem frei wählbaren Angebot von Freizeitaktivitäten, und zünftigen Geländespielen im Wald von Horni Plana, bei dem es schon mal „sehr emotional zuging“, wie der 14-jährige Jonas und der 17-jährige Tim gemeinsam im Tagebuch anmerken.

Zwei Teilnehmer, Lukas und Manuel, beide 15 Jahre alt, beschreiben den typischen Tagesablauf: „Wie jeden Tag fingen wir den Tag um 8:15 Uhr mit dem Frühstück an. Anschließend trafen wir uns im großen Plenum zum Morgentreff und trennten uns nach wenigen Worten in drei Kleingruppen auf.“ Am Ende des Tages heißt es dann „Schee wars, guads Nächtle.“, Hannes, der schon zum dritten Mal dabei ist und somit durchaus Vergleiche hat, ist offensichtlich zufrieden, als er dies am Ende des Tages ins Tagebuch schreibt.

Dann sollte die Gruppe vor ihre erste größere Bewährungsprobe gestellt werden: Drei Tage am Stück mit dem Kanu auf der Moldau. „Heute stand etwas Besonderes an, das zu den Höhepunkten der Großfahrt gehört.“, wird Markus später resümieren. Jedoch verläuft der Höhepunkt nicht ganz reibungslos. Die Obere Moldau mit Wildwasserstufe 2+ und zahlreichen Wehren fordert von den Jugendlichen aus dem Remstal (zum Vergleich: die heimische Rems hat Wildwasserstufe 0-) einiges an Rudergeschick. Zwar sind die Wehre mit Kanurutschen ausgestattet, aber wer diese nicht umtragen sondern befahren möchte, muss damit rechnen, zu kentern. Für einige der Gruppe gerät dies zum Fiasko. Mehr als die Hälfte der mit schwerem Gepäck beladenen Boote überstehen die Abfahrt nicht. Die Boote der Jugendlichen kentern, die Moldau reißt das Gepäck flussabwärts. Zwar gelingt es einigen bereits weiter unten treibenden Jungen, den gröbsten Teil der Ladung zu retten, jedoch versinken mehrere Kleinteile, Hüte, Schuhe, Trinkflaschen und Sonnenbrillen in den Fluten der Moldau. Pablo beziffert im Tagebuch den Schachschaden des ersten Tages der Kanutour schließlich auf rund 955 Euro.

Die Nacht zur zweiten Etappe auf einem Campingplatz am Ufer der Moldau bringt die nötige Erholung. „Der zweite Tag begann mit Sonnenschein und wir starteten guten Mutes“, berichtet Jonathan. Jedoch kommt die Nässe nun von oben. Die Gruppe aus Remshalden wird von einem Gewitter überrascht. Nach dem Gewitter und starken Regenfällen seien alle wieder ziemlich erschöpft gewesen, als sie den nächsten Campingplatz erreichten, berichtet Axel. Abends kann dann zwar noch gegrillt werden, aber in der Nacht beginnt es erneut zu regnen, so dass diese, aus Mangel an mitgeführten Zelten, schließlich im überdachten öffentlichen Bereich der Campingplatz-Gastronomie verbracht wird.

Der Morgen macht das Ausmaß der Nacht sichtbar: „Alle Isomatten und Schlafsäcke waren total nass“, erzählt Jari, einer der ältesten Teilnehmer. Zum Glück wird im Laufe dieses Tages das Wetter wieder zusehends besser, so dass schließlich die Kanutour nach einigen spannenden Stromschnellen bei strahlendem Sonnenschein endet. Zeit zum Trocknen der Ausrüstung. So ist nach den überstandenen Strapazen selbst Jari begeistert, als er auf die dreitägige Tour zurückblicken kann: „Echt mächtig. Yo!“

Die nach der Rückkehr zum Lager unter Wasser stehenden Zelte rufen zunächst Rätselraten über die Ursache hervor, wie dies geschehen konnte. Der Sonntagabend liefert die Erklärung, als ein Wolkenbruch binnen fünf Minuten den Platz überflutet und das ablaufende Oberflächenwasser über den abschüssigen Platz durch die am Fuß des Hanges aufgebauten Zelte ungehindert hindurch läuft.

Der Rest ist schnell berichtet. Sonntags besucht die Gruppe einen Hochseilgarten, bevor sie erneut aufbricht zu einem zweitägigen Ausflug nach Prag über Klatovy und Pilsen mit der Besichtigung der dortigen Brauerei „Pilsner Urquell“. Übernachtung – wieder mit Regen, diesmal in den Sprintern – am tschechischen Grand-Canyon, dem „Velká Amerika“, einem künstlichen Tagebauloch mit See. Zwischenstopp bei der Burg Karlstein und Schloss Frauenberg. Prag selbst mit Stadtrundgang und Freizeit.

„Der Regen zwang uns in den Sprintern zu bleiben. Das Essen wurde in den Sprintern eingenommen, genau so der Tagesabschluss.“ fasst Andreas die Nacht zusammen. „Beim Rundgang durch Prag erzählten uns Bolla, Gilg und Rose [Stefan, Manuel und Christoph - Anm. d. Red.] etwas über die Geschichte, Bauwerke und Besonderheiten Prags.“, berichten Benedikt und Niklas.

Dann verbringt die Gruppe noch weitere drei Tage an ihrem Platz am Ufer des Lipno-Sees. Dabei ist ein Wandertag in Kleingruppen, in denen jeweils Aufgaben erledigt werden müssen, wie Steffen festhält: „Man musste sich Teile des Abendessens verdienen. Der gemeinsame Treffpunkt am Ende war am See.“

Den festlichen Abschluss der Reise bildet nach dem Vorbild eines jeden Asterix-Bandes der gemeinsame Galaabend. Allerdings dreht sich bei der Grunbacher Jungenschaft in diesem Jahr kein Wildschwein horizontal, sondern vertikal ein Kebap.

Am Samstag, den 11. August 2012 und nach 15 Tagen, verlassen die 33 jungen Männer schließlich wieder den Campingplatz „Zum Kuckuck“, um begeistert nach Grunbach zurückzukehren.

Mit 27 Teilnehmern sei die Freizeit des Jahres 2012 eine der Größeren, merkt Christoph, einer der Leiter, an, die gleichzeitig mit nur sechs Mitarbeitern vergleichsweise schwach besetzt gewesen sei. Dennoch habe alles reibungslos geklappt. „Wir sind wie in jedem Jahr Gott dankbar für die Bewahrung, und dass wir außer kleineren Blessuren von größeren Katastrophen verschont geblieben sind. Nichts was nicht wieder verheilt – oder trocknet.“, betont Rose sichtlich erleichtert. Nach Auswertung der Teilnehmerevaluation wissen wir, berichtet Tobias Schädel, Leiter der Expedition, dass das Frühstücksbuffet am Sonntagmorgen am Besten ankam, der Badesee dagegen leider am Wenigsten beliebt war.

Für die Teilnehmer war die Großfahrt mal wieder „richtig genial“, strahlen Rainer und Jan. „Ich würde sagen Schibba nei!“ grinst Jakob und Lars blickt nach vorn: „Großfahrt 2013 kann kommen“.

Dann wird Manuel Ilg die Leitung vom scheidenden Jungenschaftsleiter Tobias Schädel übernehmen. Das Ziel für 2013, so Ilg, steht indes jedoch noch nicht fest.

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In Fahrtenhemden: Die 33 jungen Männer der Jungenschaft in Grunbach verbrachten 15 Tage auf dem Campingplatz „Der Kuckuck“ in Horni Plana in Tschechien